So kommen Sie emotionalen Ess-Gelüsten auf die Spur
Wenn wir essen, tun wir das nicht nur, weil wir Hunger haben, sondern aus emotionalen Gründen: Bei einem Streit mit dem Partner trösten wir uns mit einer Tüte Kartoffel-Chips. Und den Stress im Büro oder mit den Kindern verarbeiten wir mit einer Schachtel Pralinen.
Zwar fühlen wir uns anschließend etwas besser, doch nur vorübergehend. Was bleibt, ist das schlechte Gewissen.
Ganz allein schuld an solchen "Ausfällen" sind wir jedoch nicht, denn: Die Erfahrung, dass Essen und sich Wohlfühlen zusammengehören, haben wir bereits als Baby gemacht, als wir an der mütterlichen Brust gestillt oder im Arm gehalten die Flasche bekommen haben. Auch als Erwachsene feiern wir unseren Geburtstag mit Kuchen und die Beförderung mit einem guten Essen. "Wir lernen, dass wir uns durch essen besser fühlen", sagt die US-Ernährungswissenschaftlerin Linda Spangle aus Denver (Colorado). "Daher essen wir, wenn wir nicht mögen, wie wir uns gerade fühlen." Wir wissen zwar, dass Aktivitäten, wie Sport und Meditation, Stress und Ängste abbauen. Doch Essen ist viel einfacher und sorgt für eine sofortige Befriedigung.
Zugegeben: Es ist schwierig, dieses Muster zu durchbrechen. Doch es lohnt sich: Man entwickelt nicht nur ein gesünderes Essverhalten, sondern beginnt auch, sich selber besser zu verstehen, wird zufriedener und glücklicher. Wie Sie es schaffen, emotionalen Ess-Gelüsten auf die Spur zu kommen:1
Schritt 1: Geben Sie Ihrem Essverhalten eine Struktur. Die Psychologin Dr. Joyce D. Nash aus Menlo Park (Kalifornien) empfiehlt, am Tag drei Hauptmahlzeiten sowie einen Snack am Morgen, Nachmittag und Abend einzuplanen. Haben Sie z. B. um 14.30 Uhr Lust auf etwas Süßes, wird es leichter sein, dem nicht nachzugeben, wenn Sie wissen, dass um 15 Uhr ohnehin Ihr Obst-Snack ansteht. Hilft ebenfalls: Knabbergebäck aus einer kleinen Schüssel anstatt direkt aus der Tüte essen oder verführerische Lebensmittel gar nicht erst einkaufen. Wichtig: Bewusst und in Ruhe essen.
Schritt 2: Entdecken Sie die Auslöser. Wenn Sie außerhalb Ihres Zeitplans starken Hunger verspüren: Überlegen Sie, was dahinter stecken könnte. Anstatt die Gefühle mit Essen zu verdrängen, konfrontieren Sie sich damit. Je ehrlicher Sie sind, desto einfacher ist es, neue Bewältigungsstrategien zu finden. Eine gute Möglichkeit dazu bietet ein Ernährungstagebuch, in das Sie eintragen, was Sie essen und wie Sie sich dabei fühlen.
Schritt 3: Gehen Sie das Problem aktiv an. Sobald Sie die Ursache für Ihren Ärger oder Stress herausgefunden haben, überlegen Sie, was Sie tun können, damit es Ihnen von nun an besser geht. Oftmals haben ganz einfache Maßnahmen eine große Wirkung. Wenn z. B. die ständigen Streitereien Ihrer Kinder an Ihren Nerven zerren: Bitten Sie eine Vertrauensperson, auf den Nachwuchs aufzupassen, damit Sie mal eine Pause haben.
Schritt 4: Entwickeln Sie neue Bewältigungsstrategien. Versuchen Sie von nun an, emotionalen Hunger nicht mit Essen zu stillen. Die Ernährungswissenschaftlerin Linda Spangle rät zu einer "Anstatt-Liste". Beispiele: Rufen Sie eine/n Freund/in an, wenn Sie sich einsam fühlen. Leihen Sie sich ein lustiges Video oder eine DVD aus, wenn Sie deprimiert sind. Machen Sie einen langen Spaziergang, wenn Sie sich über etwas geärgert haben. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Finden Sie Ihren individuellen Weg.
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