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Dickmacher Stress

Nach neuesten Erkenntnissen sind vor allem Frauen im mittleren Lebensalter gefährdet, infolge von psychischen Belastungen an Gewicht zuzulegen.

Es ist schon verrückt: Da hat man nicht mehr gegessen als sonst, war ständig auf den Beinen und dennoch passt man kaum noch in seine alte Lieblings-Jeans. Wer sich darüber wundert, dass sich der Zeiger auf der Waage scheinbar grundlos stetig nach oben bewegt, sollte einmal überlegen, ob er sich psychisch möglicherweise überfordert. So belegen immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen einen Zusammenhang, der auf den ersten Blick paradox erscheint: Je gestresster man ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Gewichtszunahme. Insbesondere Frauen sind demnach gefährdet, infolge seelischer Belastungen überflüssige Pfunde anzusammeln.

Die neuesten Erkenntnisse hierzu stammen von Dr. Tene T. Lewis vom Rush University Medical Center in Chicago. Die Gesundheitspsychologin hatte zusammen mit Kollegen von der Universität Pittsburgh mehr als 2.000 Frauen zwischen 40 und 50 Jahren nach negativen oder stressigen Lebenssituationen im letzten Jahr gefragt. Die Liste reichte vom Jobverlust und Geldsorgen bis hin zu einer Scheidung oder den Tod eines nahe stehenden Menschen. Ergebnis: Je mehr Stressoren die Probandinnen aufwiesen, desto größer war auch die Gewichtszunahme im Verlauf von vier Jahren. Daran änderten auch Einflussfaktoren, wie Diäten, Sport, Rauchen oder Alter, nichts. "Frauen im mittleren Lebensalter haben eine Menge zu tun, und dieser Druck scheint bei manchen von ihnen dazu zu führen, dass sie mehr Fett im Körper speichern", glaubt Studienleiterin Dr. Tene T. Lewis.

Kein Wunder: Stress aktiviert jenen Kampf-oder-Flucht-Mechanismus, der schon unseren Vorfahren als Überlebensstrategie diente: Bei einer Bedrohung regt das Gehirn die Nebennierendrüsen dazu an, Cortisol auszuschütten. Das Stresshormon wiederum signalisiert den Fettzellen, schnell Energie für die Muskeln bereitzustellen. Kurzzeitig ist dies kein Problem. Hält die psychische Belastung jedoch über Wochen oder Monate an, bleiben auch die Cortisol-Spiegel erhöht - mit der Folge, dass der Körper laufend seine Fettdepots wieder auffüllt. Dieser Mechanismus beeinflusst auch, wo sich das Fett ansammelt. Wie kalifornische Wissenschaftler von der Universität in San Francisco herausfanden, schütten Frauen mit einem runden Bauch deutlich mehr Cortisol aus als diejenigen mit einer schlanken Taille. Und da das tiefe Bauchfettgewebe bis zu viermal mehr Cortisol-Rezeptoren als oberflächliches Fett in anderen Körperregionen besitzt, wird hier besonders leicht Fett gespeichert. Dies ist jedoch nicht nur ein kosmetisches Problem: So weiß man inzwischen, dass Bauchfett mit einem erhöhtem Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfällen im Zusammenhang steht.

Nicht zuletzt steigert Stress den Appetit, begünstigt Heißhungeranfälle auf kalorienreiche Nahrungsmittel und stört den Schlaf. Umso wichtiger ist es, den Kreislauf rechtzeitig zu durchbrechen. Zwar lassen sich viele Stress-Situationen nicht vermeiden. Es ist jedoch möglich, seine Reaktion darauf zu verändern und damit das Risiko gesundheitlicher Folgen zu verringern. Dr. Alice Domar, Leiterin des Mind/Body-Centers for Women's Health in Boston rät, soziale Unterstützung bei der Familie und Freunden zu suchen. So haben ihre Untersuchungen ergeben, dass Selbsthilfe-Gruppen ihren Patientinnen halfen, mit gynäkologischen Erkrankungen psychisch und körperlich besser fertig zu werden. Dies gilt für Stress jeglicher Art, ist die US-Medizinerin überzeugt. Dafür reicht bereits ein Netzwerk von guten verständnisvollen Freunden. Eine Alternative dazu ist ein "Stress-Tagebuch", in das man alles das schreibt, was einen gerade belastet.

Wie Sie sich vor Frustessen schützen

Viele kennen das: Nach einem stressigen Tag im Büro oder einem Streit mit dem Partner möchte man am liebsten den Kühlschrank plündern. Die wenigsten von uns haben in solchen Situationen ihre Gefühle im Griff und stopfen Schokolade oder Braten wahllos in sich hinein. Natürlich weiß man, dass dies falsch ist. Doch wie dagegen angehen, wenn man gerade dringend einen Seelentröster braucht? Wir haben die besten Experten-Tipps zusammengestellt.

Dabei gilt: Genießen ist erlaubt, solange man bestimmte Regeln beachtet.

* Werden Sie sich über Ihre Gefühle im Klaren: Dazu gehört, sich regelmäßig zu fragen, wie es einem gerade geht. Mit der Zeit wird einem häufig bewusst, dass man in bestimmten Situationen gar keine Nahrung braucht.

* Gönnen Sie dem Körper öfter mal eine Pause: Wenn Sie erschöpft und gereizt sind, sollten Sie sich auch die Zeit zur Erholung nehmen. Ob Sie spazieren gehen, sich mit Freunden treffen oder mal wieder ein gutes Buch lesen: Finden Sie heraus, wie Sie am besten regelmäßig entspannen können.

* Pflegen Sie Ihr soziales Umfeld: Gute Beziehungen zu anderen sind wichtig, um in Frustphasen nicht nur beim Essen Trost zu suchen. Sprechen Sie mit dem Partner, mit Freunden oder Verwandten über Ihre Probleme. Wichtig auch: Delegieren Sie Aufgaben im Berufs- und Privatleben, anstatt alles alleine machen zu wollen und sich ständig zu überfordern.

* Zeigen Sie sich von Ihrer schönsten Seite: Pflegen und schmücken Sie sich, ziehen Sie sich schick an. Wenn Sie sich außerdem aufrecht und anmutig bewegen, erhalten Sie mit der Zeit ein Körperbewusstsein und werden auch mehr darauf achten, was Sie essen.

* Behandeln Sie sich gut: Wer sich jeden Genuss verbietet, ist allzu enttäuscht und unzufrieden, wenn er doch mal sündigt. Allerdings sollte Ihnen auch nicht alles egal sein. Überlisten Sie statt dessen Ihr Unterbewusstsein, indem Sie sich zum Beispiel auf gesunde Lebensmittel freuen. Dann wird sich auch Ihre Einstellung zum Genuss ändern.

* Sorgen Sie für Abwechslung: Wer seinen Alltag abwechslungsreich gestaltet, wird sich zwangsläufig nicht nur auf's Essen konzentrieren. Machen Sie das, was Ihnen sinnvoll erscheint. Probieren Sie dabei auch öfter mal etwas Neues aus.

* Bewegen Sie sich: Wenn Sie regelmäßig etwas Sport treiben, schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Bewegung sorgt dafür, dass emotionale Spannungen abgebaut werden. Außerdem halten Sie so leichter das Gewicht.

* Ernähren Sie sich gesund: Früchte, Gemüse und Vollkornprodukte sollten täglich auf Ihrem Speiseplan stehen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hilft nicht nur, gesund zu bleiben, sondern auch das Gewicht zu halten. Wer sich daran hält, kann sich auch mal etwas Süßes gönnen, ohne gleich zuzunehmen und ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Quelle: Medical Mirror 08/05

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