Die Melisse ist Heilpflanze des Jahres 2006
"Melissa officinalis" wirkt als sanfte Medizin bei körperlichen und seelischen Beschwerden und hält sogar Vergleichen mit chemischen Wirkstoffen stand.
Bereits im Mittelalter wurde die Melisse gegen unruhige Träume, Melancholie und Hysterie eingesetzt. Für Hildegard von Bingen besaß "Melissa officinalis" sogar die "Heilkraft von 15 anderen Kräutern". Tatsächlich ist die auch "Herztrost" oder "Bienenkraut" genannte Pflanze ein äußerst vielseitiges und wertvolles Kraut.
Dies hat auch die Jury des Vereins NHV Theophrastus erkannt, der sich der Heilweise nach Paracelsus verschrieben hat. Er hat die Melisse zur Heilpflanze des Jahres 2006 gekürt. Zu verdanken sind die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Lippenblütengewächses vor allem seinen ätherischen Ölen mit den Hauptbestandteilen Citral und Citronellal, die den Blättern auch den Zitronen-artigen Geruch und Geschmack verleihen. Daher wird die Melisse auch Zitronenmelisse genannt.
Melisse gibt es lose als Teekraut, Tabletten, Dragees, Tropfen, Tinktur oder Salbe in der Apotheke. Hobbygärtner können Melisse an einem sonnigen Standort leicht selbst anbauen. Wichtig: Die Blätter kurz vor der Blüte im Juli bis August ernten, da sich sonst die wertvollen ätherische Öle abbauen.
Als Heilpflanze hat sich Melisse u. a. bei folgenden Beschwerden bewährt:
Gedächtnisschwäche: Getrockneter Melisse-Extrakt kann das Lern- und Erinnerungsvermögen stärken. Dies haben britische Forscher der Northumbria University in Newcastle Upon Tyne herausgefunden. Wie die Labortests zeigten, erhöhen die Pflanzenwirkstoffe die Aktivität von Acetylcholin - einem Botenstoff, der bei Demenz-Erkrankungen nur in geringen Mengen vorhanden ist. Weitere Tests sollen nun klären, ob der Extrakt auch Alzheimer-Patienten helfen kann.
Nervöse Magen-Darm- und Herzbeschwerden: Bei nervösen Magen-Darm-Leiden hat sich Melissentee bewährt, da er Krampf-lösend wirkt. Rezept: Zwei bis drei Teelöffel Melissenkraut mit einer Tasse heißem Wasser überbrühen, zehn Minuten ziehen lassen und abseihen. Mehrmals täglich eine Tasse frischen Tee trinken. Bei nervösen Herzleiden ebenfalls Melissentee trinken oder frisch zerstoßene Blätter in der Herzgegend auflegen.
Schlafstörungen: Wer abends nicht einschlafen kann, dem hilft ein Gläschen Melissengeist (Vorsicht: wegen des Alkoholgehalts nicht für Kinder geeignet!). Entspannend und beruhigend wirkt ein Melissen-Bad: Hierzu 50 bis 100 g Melissenblätter mit einem Liter Wasser aufkochen, 20 Minuten ziehen lassen und ins Badewasser geben. Tipp: Zugabe von Lavendelblüten verstärkt die beruhigende Wirkung.
Hautunreinheiten: Bei unreiner und irritierter Haut wirkt Melissentinktur, die morgens und abends auf die betroffenen Hautstellen getupft wird. Ebenfalls reinigend ist ein Melissen-Dampfbad. Hierfür eine Handvoll Melissenkraut mit kochendem Wasser übergießen - befreit gleichzeitig die Atemwege. Tipp: Für klare Haut das Gesicht regelmäßig mit Melissentee waschen.
Erkältungen und Fieberbläschen: Schweiß-treibend bei Erkältungskrankheiten wirkt ein Gläschen Melissengeist in einer Tasse heißem Wasser. Die in der Melisse enthaltene Rosmarinsäure hemmt Lippenherpes-Viren. Dies haben Vergleiche mit chemischen Wirkstoffen ergeben. Ein frisches Blättchen Melisse zerreiben, bis Pflanzensaft austritt und diesen mit einem Wattestäbchen auftupfen. Alternative: Melissensalbe aus der Apotheke.
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