Willkommen bei TV-Gesund.de, dem online Portal von TV Gesund & Leben
 
Weitere Rubriken:
 
 
 
Themen-Special: Startseite | Das TV Magazin aus Ihrer Apotheke

Akute Schmerzen ernst nehmen

Akute Kopf-, Rücken-, Muskel- und Gelenkschmerzen werden im Alltag stark unterschätzt. Was man selbst gegen die Beschwerden tun kann.

Schmerzen sind im wahrsten Sinne des Wortes längst zu einer Volkskrankheit geworden: Rund 54 Millionen Menschen leiden hierzulande zumindest zeitweise unter Kopfschmerzen. Etwa 80 Prozent haben schon einmal unter Rückenschmerzen gelitten. Auch Muskel- und Gelenkschmerzen sind weit verbreitet. Wie Schmerz-Experten vor kurzem anlässlich einer Pressekonferenz1 in Hamburg berichteten, werden solche zumeist akuten "Alltagsschmerzen" im Gegensatz zu chronischen Schmerzen häufig verkannt.

Aus "akut" kann leicht "chronisch" werden

Zwar haben akute Schmerzen als Symptom eine notwendige und teilweise lebenswichtige Signal- und Schutzfunktion, so Schmerz-Experte Dr. Uwe Gessner. Doch warnen etwa attackenartig auftretende Kopfschmerzen, wie Spannungskopfschmerzen und Migräne, eher vor einer länger dauernden oder wiederkehrenden Belastung des Körpers als vor akuten Schädigungen. Dazu kommt, dass der Übergang vom akuten zum chronischen Schmerz oftmals fließend verläuft, was zudem besondere Gefahren birgt: "Wenn ein Schmerz oder eine Entzündung über eine längere Zeit dauert, speichert der Körper diese Erfahrung an mehreren Stellen im zentralen Nervensystem, das so genannte ‚Schmerzgedächtnis' entsteht." Folge: Der Schmerz hat seine ursprüngliche Funktion verloren und wird zu einer eigenständigen Krankheit, die die Lebensqualität des Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Um einer Chronifizierung vorzubeugen, ist es wichtig, die Ursachen rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden, rät der Experte (s. hierzu auch: "Das können Sie selbst tun"). Auch wenn nicht jeder akute Schmerz automatisch chronisch wird, sollte er ernst genommen werden.

Auch Stress spielt eine wichtige Rolle

Neben körperlichen Belastungen kann auch Stress eine Ursache für akuten Stress sein. "Erste Studien legen nahe, dass es offenbar nicht die körperlichen, sondern vor allem psychische und psychosoziale Stressoren sind, die bei vielen Schmerzsyndromen, wie z. B. bei Rückenschmerzen, zur Chronifizierung führen", erklärt Privat-Dozentin Dr. Frauke Musial. Nach Auffassung der Psychologin von der Universität Jena sind es vor allem Verhaltensweisen, wie überhöhte Leistungsansprüche, ungünstige Stressbewältigungs-Strategien, Versagensängste und Hilflosigkeitserleben, die hierbei eine große Rolle spielen. Wichtig zu wissen: Die menschliche Schmerzverarbeitung erfolgt nicht nur sensorisch, sondern auch emotional. Aus diesem Grund werden Schmerzen bei Ablenkung schwächer und bei seelischer Belastung stärker empfunden. Nimmt man die Schmerzen zusätzlich im Geiste vorweg ("Hoffentlich bekomme ich bei der Besprechung keine Kopfschmerzen"), kann das ursprünglich harmlose Spannungsgefühl verstärkt und schließlich sogar chronisch werden. Um dies zu verhindern, empfiehlt Dr. Musial, den stress- und schmerzfördernden Verhaltensweisen auf den Grund zu gehen. Hilfreich hierbei sind Tagebücher oder Belastungs-Checklisten. Wer viel zu erledigen hat, sollte zudem Prioritäten setzen. Sinnvoll ist auch das Erlernen von Entspannungstechniken, wie Yoga, Muskelentspannung nach Jacobson oder Autogenes Training.

Das können Sie selbst tun

Es gibt zahlreiche einfache weitere Maßnahmen, um Schmerzen wirkungsvoll vorzubeugen. Hier einige wichtige Tipps:

Bewegen Sie sich:
* Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung, kräftigt den Organismus und baut Stress ab. Ideal ist Ausdauersport, wie Schwimmen, Walken oder Rad fahren - dreimal pro Woche eine halbe Stunde. * Eine gute Ergänzung ist Gymnastik und leichtes Muskeltraining. Das löst Verspannungen, stärkt die Muskulatur und entlastet Wirbelsäule und Gelenke. * Auch im Alltag sollten Sie jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen: Nehmen Sie die Treppe statt den Aufzug und legen Sie kürzere Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück.

Vermeiden Sie einseitige Belastungen:
* Achten Sie auf eine ergonomische Sitzweise - vor allem am Computer. Als Faustregel gilt: Den Oberkörper beim Arbeiten nicht verdrehen. * Heben Sie Schweres nur mit geradem Rücken aus der Hocke an, und tragen Sie Lasten nach Möglichkeit immer beidseitig. Frauen sollten nicht mehr als 10 - 15 kg, Männer nicht mehr als 15 - 25 kg heben und tragen.

Machen Sie regelmäßig Pausen:
* Machen Sie vor aufwändigen Arbeiten, wie z. B. Renovieren, einen Zeitplan, und nehmen Sie sich nicht zu viel vor. * Legen Sie bei anstrengenden Tätigkeiten regelmäßig Pausen ein. Nutzen Sie diese, um sich zu lockern und abzuschalten.

Achten Sie auf eine gesunde Ernährung:
* Eine ausgewogene Ernährung hilft, gesund zu bleiben und kann so auch zahlreichen gesundheitlichen Beschwerden vorbeugen. Essen Sie daher fünfmal am Tag frisches Obst oder Gemüse. * Trinken Sie täglich mindestens zwei Liter Wasser, Früchtetees oder Saftschorlen. * Verzichten Sie auf Nikotin, und genießen Sie Alkohol nur in Maßen.

Was Sie bei der Schmerzmittel-Einnahme beachten sollten

Bei gelegentlichen akuten Kopf-, Rücken-, Muskel- oder Gelenkschmerzen ist die Einnahme eines Schmerzmittels durchaus erlaubt. Wichtig ist jedoch, folgende Punkte zu beachten:

* Verwenden Sie zur Selbstmedikation rezeptfreie Medikamente, wie z. B. Acetylsalicylsäure (Aspirin), Ibuprofen oder Paracetamol.

* Beachten Sie zur richtigen Dosierung die Angaben auf der Packungsbeilage. Bei einer Unterdosierung können die Medikamente nicht richtig wirken.

* Rezeptfreie Schmerzmittel sollten maximal drei bis vier Tage hintereinander und an höchstens zehn Tagen im Monat eingenommen werden. Reicht das nicht aus, um die Schmerzen zu bekämpfen, suchen Sie einen Arzt auf.

* Bewahren Sie Schmerzmittel gegen die häufigsten akuten Schmerzen und Fieber in Ihrer Hausapotheke auf.

Internetadressen:

Informationen zum Thema Schmerz, Adressen von qualifizierten Schmerz-therapeuten in der jeweiligen Region oder Kontakt zu Selbsthilfegruppen bieten die Deutsche Schmerzliga e. V. www.schmerzliga.de und die Deutsche Schmerzhilfe e. V. www.schmerzhilfe.de .

Quelle: Medical Mirror 08/05

Mitmachen und helfen:


Gesund Leben | Medizin & Forschung | Ernährung | Wellness


TV Gesund & Leben - Ihr Gesundheits-Magazin mit TV-Programm. Fragen Sie danach.