Frauen verharmlosen Herzerkrankung
Die eigene Einschätzung ist eine weitere mögliche Erklärung dafür, warum weibliche Herzinfarkt-Patienten weniger konsequent behandelt werden.
Herzkranke Frauen sind in vielen Fällen härter im Nehmen als Männer. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung an der Universität von Michigan in Ann Arbor mit 490 Teilnehmern. Die Patienten waren im Herzgefäßzentrum aufgrund eines Herzinfarkts oder starker Brustschmerzen behandelt worden. Die 142 Frauen und 348 Männer schätzten die Schwere ihrer Herzerkrankung zwar gleich ein; die Realität sah jedoch anders aus: So war bei den Frauen die Erkrankung deutlich schwerer. Außerdem nahmen sie mehr Medikamente ein und hatten mit ernsthafteren Symptomen und Einschränkungen im Alltag zu kämpfen.
Oder anders ausgedrückt: Frauen mit einer schweren Herzerkrankung hielten ihre Erkrankung ebenso häufig für "leicht bis mittelschwer" wie die männlichen Patienten mit weit weniger ernsthaften Herzproblemen. Umgekehrt glaubten die Männer viel häufiger als weibliche Patienten mit ähnlichen Symptomen an eine "schwere" Herzerkrankung. Der geschlechtsspezifische Unterschied bei der eigenen Einschätzung der Erkrankung könnte den Studienautoren um Steven Erickson zufolge eine weitere Erklärung dafür sein, warum Frauen mit Verdacht auf eine Herzerkrankung seltener gründlich untersucht und im Falle eines Herzinfarkts weniger aggressiv behandelt werden als Männer. Bislang war man davon ausgegangen, dass vor allem Vorurteile und das mangelnde Bewusstsein aufseiten der Ärzte hierfür verantwortlich sind. (American Journal of Medicine)
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