Nierensteine erfolgreich behandeln
Wer einmal Nierensteine hatte, bei dem treten sie unbehandelt oft erneut auf. Was Sie darüber wissen sollten und was sie selbst tun können.
Etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind „steinreich“ – zumindest was das Vorkommen von Nierensteinen betrifft. Nierensteine treten oft schon zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr zum ersten Mal auf. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen.
Nierensteine haben je nach Zusammensetzung (s. auch „Diese Steintypen gibt es“) unterschiedliche Ursachen. „Allgemein entstehen Nierensteine dadurch, dass Stoffe, die üblicherweise im Urin gelöst sind, im Nierenbecken auskristallisieren“, erklärt der Nierenfacharzt Prof. Dr. med. Jan Galle von der Medizinischen Klinik und Poliklinik 1 an der Universität Würzburg. „Häufige, aber nicht alleinige Ursache ist zu weniges Trinken.“ Auch falsche Ernährungsgewohnheiten spielen eine Rolle. Sie können dazu führen, dass sich zu viele „Steinbaustoffe“, wie Kalzium und Oxalsäure, oder zu wenig Kristall-hemmende Substanzen, wie Zitronensäure oder Magnesium, im Urin befinden. Experten der Universität Mannheim haben herausgefunden, dass die häufigen Kalziumoxalatsteine jedoch nicht durch Kalzium (z. B. in Milch und Milchprodukten), sondern vor allem durch Oxalsäure (z. B. in Rhabarber, Mangold, Spinat) entstehen. Kalzium ist sogar in der Lage, Oxalsäure schon im Darm zu binden, bevor sie die Nieren überhaupt erreicht. „Man muss Kalzium daher nicht meiden, sollte es aber auch nicht überdosieren“, rät Prof. Galle. Neben Trink- und Ernährungsgewohnheiten können auch zahlreiche Erkrankungen, wie z. B. wiederkehrende Harnwegsinfekte, vermehrte Harnsäureausscheidung (Gicht), Stoffwechselerkrankungen (z. B. an der Nebenschilddrüse) oder eine erbliche Veranlagung eine Rolle spielen. Auch Bewegungsmangel kann die Bildung von Nierensteinen begünstigen.
Diese Symptome können auftreten:
Bei vielen Patienten rufen Nierensteine zunächst keinerlei Beschwerden hervor und werden nur zufällig bei einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung entdeckt. Auch wenn sich der Urin rot färbt (hierfür genügen schon winzige Mengen Blut), weil der Stein das Nierenbecken reizt, treten oft noch keine Symptome auf. Typische Beschwerden sind milde, ziehende Schmerzen, die von der Flanke entlang in die Leistengegend ausstrahlen. Brennen beim Wasserlassen, Fieber, Schüttelfrost und Schwäche deuten auf eine Infektion hin. Gerät ein Nierenstein in Bewegung, ist eine Nierenkolik mögliche Folge. Hierbei verschließt ein Stein den Harnleiter; dadurch kann es zu Vergiftungen im ganzen Körper kommen. Daher sollten Sie bei folgenden Symptomen umgehend den Arzt verständigen: plötzlichen heftigen, wellenförmigen Schmerzen (oft von der Seite zur Blase ausstrahlend), Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Blutdruckabfall.
So erfolgt die Diagnose:
Viele der Beschwerden treten auch bei anderen Nieren- und Harnwegserkrankungen auf und sind manchmal auch uneindeutig. „Deshalb sollten etwaige Symptome immer ärztlich abgeklärt werden“, rät Prof. Jan Galle. Die Erst-Diagnostik (Urin- und Ultraschalluntersuchung) kann der Hausarzt vornehmen. Bei Verdacht auf eine Nierenstein- oder Harnwegserkrankung sollte eine Überweisung zum Urologen erfolgen. Er kann speziellere Röntgentechniken (z. T. mit Hilfe von Kontrastmitteln) einsetzen, um Größe und Lage der Steine exakt zu bestimmen. Blut- und Urinuntersuchungen helfen zusätzlich, die Ursache der Steine herauszufinden.
Wie Nierensteine behandelt werden:
Üblicherweise wird versucht, mit Hilfe einer größeren Trinkmenge (2 bis 3 Liter) den Stein „auszuschwemmen“. Etwa 90 Prozent der Steine gehen so innerhalb von drei bis sechs Wochen auf natürliche Weise ab. Wichtig ist jedoch, dass Patienten den Stein nach Möglichkeit für weitere Untersuchungen auffangen. Auch bestimmte Bewegungen (z. B. Hüpfen) können den Steinabgang begünstigen. Gegen akute Schmerzen helfen krampflösende oder schmerzstillende Mittel (z. B. Buscopan). Bestimmte Steintypen, wie Harnsäure und Cystinsteine, lassen sich mit Hilfe von Medikamenten auflösen. In seltenen Fällen müssen die Steine im Krankenhaus entfernt werden – etwa dann, wenn sie nicht auf natürlichem Wege abgehen, eine schwere Infektion, Harnstau oder Nierenschäden verursachen. Hierfür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Zu den neuesten Verfahren zählt die Stein-Zertrümmerung per Ultraschall (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie), Die Stoßwellen gehen hierbei problemlos durch Körpergewebe und Wasser, greifen dabei nur die harten Nierensteine an und sind daher völlig ungefährlich. Manchmal kann hierbei sogar auf eine Narkose verzichtet werden.
Das können Sie selbst tun:
Bei etwa 50 bis 70 Prozent der Betroffenen bilden sich irgendwann neue Steine. Die gute Nachricht: Sie können selbst einiges dafür tun, um der (Neu-)Bildung von Nierensteinen vorzubeugen. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) empfiehlt hierfür vor allem folgende Maßnahmen:
• Viel trinken: Je häufiger die Harnröhre gespült wird, desto besser kann der Urin verdünnt und Auskristallisieren der steinbildenden Substanzen verhindert werden. Die Trinkmenge sollte mindestens 2,5 bis 3 Liter pro Tag betragen und gleichmäßig über den ganzen Tag verteilt werden. Wichtig auch: Vor dem Zubettgehen noch einmal ausreichend Flüssigkeit zuführen (auch wenn man dadurch vielleicht mitten in der Nacht auf die Toilette gehen muss). Bevorzugen Sie bei der Auswahl der Getränke mineralstoffarmes Wasser, Früchtetee oder verdünnten Apfelsaft (Schorle). Beschränken Sie dafür den Genuss von schwarzem Tee und Bohnenkaffee auf 2 bis 3 Tassen täglich.
• Diät halten: Bei Harnsäuresteinen sollten Sie auf eine fleisch- und fettarme Ernährung achten. Nach neuen Erkenntnissen muss man Kalzium nicht generell meiden. Bei Kalziumoxalatsteinen kann jedoch im Einzelfall sicherheitshalber eine Einschränkung von Kalzium (z. B. Milch- und Milchprodukten) und Oxalsäure (z. B. Rhabarber, Mangold, Spinat) sinnvoll sein (am besten den Arzt oder einen Ernährungsberater fragen). Allgemein sollte bei einer Neigung zu Nieren- und Harnsteinen eine übermäßige Zucker- und Kochsalzzufuhr vermieden werden. Günstig sind zudem fünf bis sieben kleine Mahlzeiten am Tag.
Diese Nierenstein-Typen gibt es:
Nierensteine unterscheiden sich nach der Art ihrer chemischen Zusammensetzung. Die am häufigsten vorkommenden Steine sind:
• Kalziumsteine, zumeist aus Kalziumsalzen (Kalziumoxalat oder Kalziumphosphat) aufgebaut (85 Prozent)
• Harnsäuresteine, aufgebaut aus Harnsäure, z. B. infolge purinreicher Nahrung bzw. Gicht (5 Prozent)
• Magnesiumammoniumphosphatsteine (Struvitsteine), die häufig im Zusammenhang mit Infektionen auftreten (10 Prozent)
• Cystinsteine infolge einer erblichen Stoffwechselstörung (selten)
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