Wie Sie Husten richtig behandeln
Husten erfordert je nach Beschwerdebild eine unterschiedliche Behandlung. Was Sie selbst tun können, und wann Sie besser einen Arzt aufsuchen sollten.
So unangenehm er auch ist: Husten ist eine wichtige Schutzmaßnahme unseres Körpers. Durch den Reiz werden Bakterien, Staubpartikel und andere Fremdkörper mit großem Druck aus den Atemwegen befördert. Die Tröpfchen der Atemschleimhaut erreichen dabei locker eine Autobahn-Geschwindigkeit von 150 Stundenkilometern!
Husten ist keine eigene Krankheit, sondern Symptom zahlreicher Gesundheitsbeschwerden. Am häufigsten tritt er als Folge eines Atemwegsinfekts auf. Auch eine bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), eine chronische Bronchitis, eine Allergie, Herzschwäche, Lungenerkrankungen oder Asthma können mit Husten einhergehen. Auslöser sind nicht selten auch Umweltreize wie Staub, Abgase, Tabakrauch oder kalte Luft. Was nur wenige wissen: Selbst Medikamente wie ACE-Hemmer oder Betablocker können infolge von Blutstauungen Husten verursachen.
Wegen seiner wichtigen Funktion sollte Husten nicht gleich mit Medikamenten bekämpft werden, sondern immer nur dann, wenn er besonders quälend ist oder man nachts sonst nicht zur Ruhe kommt. Wichtig: Schildern Sie Ihrem Arzt oder Apotheker immer genau die Symptome, da Sie je nach Beschwerdebild ein anderes Präparat benötigen.
Bei Hustenmitteln wird grob zwischen Hustenreiz-lindernden und Schleim-lösenden Präparaten unterschieden:
* Hustenreiz-lindernde Präparate (Antitussiva) helfen gegen trockenen Reizhusten, bei dem sich (noch) kein Schleim in den Bronchien gebildet hat. Sie enthalten Wirkstoffe wie Codein (Vorsicht: Suchtgefahr bei längerem Gebrauch!) oder Noscapin (als Tabletten, Retardkapseln oder Saft erhältlich), die die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen und müde machen können. Sie sollten daher vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Bei anderen Substanzen, wie Dextromethorphan, Clobutinol oder Pentoxyverin besteht diese Gefahr nicht. Antitussiva sind zumeist verschreibungspflichtig.
* Schleimlösende Präparate (Sekretolytika) wie Acetylcystein (ACC), Ambroxol, Bromhexin oder Guaifenesin erleichtern das Abhusten zähen Schleims bei "produktivem" Husten. Sie sind daher vor allem für die Anwendung am Tag geeignet. Wichtig zu wissen: ACC kann zu Wechselwirkungen mit einigen Antibiotika führen. Daher sollte bei zusätzlicher Einnahme von Antibiotika ein zweistündiger Zeitabstand eingehalten werden. Sekretolytika sind meist rezeptfrei erhältlich.
Pflanzliche Präparate, wie Huflattich, Primel, Eibisch, Spitzwegerich oder Isländisch Moos, haben einen ähnlich Schleim-lösenden Effekt. Eher Krampf-lösend wirken dagegen Thymian, Sonnentau und Pestwurz. Als besonders wirkungsvoll haben sich Efeu-Präparate erwiesen. Wie klinische Studien zeigen, ist Efeu-Extrakt bei akuter oder chronischer Bronchitis genauso wirksam wie Ambroxol. Der Vorteil: Pflanzliche Mittel sind in der Regel gut verträglich und daher auch für Kinder geeignet. Wichtig: Achten Sie auf standardisierte Präparate (haben immer den gleichen Wirkstoff-Gehalt). Pflanzliche Hustenmittel sind als Tee, Tropfen, Saft oder Sirup in der Apotheke erhältlich. Oft werden auch einzelne Pflanzen-Extrakte, die sich in ihrer Wirkung ergänzen, miteinander gemischt. Sie sollten mehrmals täglich eingenommen bzw. getrunken werden, bis eine Besserung eintritt.
Wie homöopathische Mittel helfen
In vielen Fällen lindern auch homöopathische Mittel die Beschwerden. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte empfiehlt bei Husten vor allem folgende Substanzen:
Aconitum (Blauer Eisenhut): Besonders sinnvoll bei Husten, der nach Mitternacht auftritt, mit großem Durst oder Unruhe und Angst verbunden ist, im Anfangsstadium.
Arsenicum album (weißes Arsenik): Anwendungsgebiete wie bei Aconitum, jedoch wirkungsvoll bei anhaltenden Beschwerden.
Bryonia (Zaunrübe): Hilfreich bei großem Durst auf Kaltes, brennenden Schmerzen oder extremer Reizbarkeit und Ruhebedürftigkeit.
Hepar sulfuris (Kalkschwefelleber): Wirkt lindernd bei Husten in den Morgenstunden (trocken oder mit schleimigem Auswurf), der von Atemnot, Wärmebedürfnis und schlechter Laune begleitet wird.
Phosphorus (gelber Phosphor): Anwendung bei Husten mit großem Durst und brennenden Schmerzen. Typisch ist auch gute Laune trotz Schwäche.
Pulsatilla (Wiesen-Küchenschelle): Sinnvolles Homöopathikum bei Hus-ten, der die Nachtruhe stört und mit dickem gelblichem Auswurf auftritt. Hilfreich auch bei weinerlicher Stimmung, Verlangen nach frischer Luft und fehlendem Durst.
Anwendung: Jeweils zwei bis drei Globuli (Potenz C 12) auf der Zunge zergehen lassen. Wichtig: 15 Minuten vor und nach der Einnahme nichts essen und trinken. Die Einnahme so lange wiederholen, bis die Beschwerden abklingen.
Tipps zur Vorbeugung und Linderung
* Trinken Sie pro Tag mind. 2 Liter Flüssigkeit, um das Abhusten des Schleims zu unterstützen und den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
* Erleichterung bringen auch Hustenbonbons mit Kräuterzusätzen (am besten zuckerfrei). Durch das Lutschen wird sowohl der Speichelfluss als auch der Schluckreflex angeregt. Das lenkt zudem vom Husten ab.
* Wenn Sie sich überwiegend in geschlossenen Räumen aufhalten: Sorgen Sie für ausreichende Luftfeuchtigkeit (zwischen 50 und 60 Prozent). Notfalls Luftbefeuchter oder Wassergefäße aufstellen.
* Abhusten ist wichtig. Meiden Sie jedoch ständiges Räuspern und Hüs-teln - das reizt die Schleimhäute zusätzlich.
* Lobenswert, wenn Sie sich beim Husten die Hand vor den Mund halten. Achten Sie als Rechtshänder jedoch darauf, dass Sie dies mit der linken Hand tun. Sonst werden Sie beim Händeschütteln schnell zum Überträger von Krankheitskeimen.
* Viele Hustensäfte oder -tropfen enthalten Alkohol oder Zucker. Wenn Sie diese Präparate meiden möchten: Viele Hersteller bieten mittlerweile auch Alkohol- und/oder Zucker-freie Hustenmittel an.
* Ätherische Öle wie Menthol, Eukalyptus und Minze sind oft sehr scharf und können die empfindliche Schleimhaut zusätzlich reizen und die Schleimproduktion erhöhen. Sie sollten Kindern unter einem Jahr nicht gegeben werden, weil diese nicht abhusten können.
* Sorgen Sie für eine freie Nasenatmung (z. B. durch Inhalationen, abschwellende Nasentropfen). Dadurch gelangen weniger Keime in die unteren Atemwege, die den Husten verlängern und verschlimmern.
Wichtig: Hat sich der Husten nach spätestens 14 Tagen nicht gebessert, sollten Sie den Arzt aufsuchen, um mögliche Komplikationen oder die Entwicklung einer chronischen Bronchitis zu verhindern. Das Gleiche gilt bei Husten in Verbindung mit Fieber, starken Schmerzen beim Abhusten, farbigem Auswurf oder Rasselgeräuschen beim Atmen. Bei Husten in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Husten von Säuglingen und Kleinkindern sollte grundsätzlich der Arzt aufgesucht werden.
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