Gesunder Holunder
In Kürze tragen die an Wegesrändern und Waldlichtungen wachsenden bis zu sieben Meter hohen Holundersträucher (Sambucus nigra) wieder ihre schwarzen Beeren.
Kaum vorstellbar, dass sich um das Geißblattgewächs einst zahlreiche Mythen rankten: So galt der "Holderbusch" als Sitz der Göttin Holda, die Pflanzen und Menschen beschützte. Später diente sie den Gebrüdern Grimm als Vorbild für ihre Märchenfigur "Frau Holle". Ebenfalls kaum bekannt ist die Tatsache, dass Holunder zu den ältesten und beliebtesten Heilpflanzen zählt. So belegen Ausgrabungen, dass sie bereits in der Steinzeit verwendet wurde. Auch der berühmte griechische Arzt Hippokrates und die heilige Hildegard von Bingen beschrieben ihre Heilwirkungen.
In der Volksmedizin werden fast alle Pflanzenteile verwendet: Während die sich im Juni und Juli bildenden weiß-gelblichen Blüten vor allem die Sekretion der Schweißdrüsen fördern, regen die ab Ende August wachsenden Beeren, die vor allem in Norddeutschland häufig als Fliederbeeren bezeichnet werden, die Nierenfunktion an. Nicht zuletzt wird der Rinde und der Wurzel eine abführende und harntreibende Wirkung zugesprochen. Für die gesundheitsfördernden Effekte des schwarzen Holunders verantwortlich sind neben zahlreichen Vitaminen (v. a. Vitamin C) und Mineralstoffen (Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor) und lebenswichtigen Aminosäuren vor allem entzündungshemmende und schleimlösende ätherische Öle und herzstärkende Glykoside.
Eine ganz besondere Bedeutung spielt jedoch das Sambucyanin - ein Flavonoid, das nicht nur für die burgunderrote Farbe des Holundersafts verantwortlich ist, sondern auch antioxidative Eigenschaften besitzt und so als Radikalfänger Zellschäden verhindern kann. Nicht zu verwechseln ist dieser Wirkstoff mit dem ähnlich klingenden Sambunigrin. Hierbei handelt es sich um eine leicht giftige Substanz, aus der sich Blausäure bilden kann und die vor allem in unreifen Beeren enthalten ist. Aus diesem Grund sollten Holunderbeeren nur reif und nie roh verzehrt werden. Durch Erhitzen wird dieser Stoff jedoch unschädlich gemacht.
Zur Selbstmedikation eignet sich der schwarze Holunder vor allem zur Vorbeugung und Behandlung fiebriger Erkältungen. Das Gute: Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt.
Holunderblüten: Teeaufgüsse aus Holunderblüten wirken schweißtreibend und schleimlösend bei Erkältungskrankheiten und werden auch von der Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamts empfohlen. Die Blüten sind lose oder als Teezubereitungen (auch in Kombination mit Lindenblüten) in Apotheken und Reformhäusern erhältlich. Auch zahlreiche Fertig-Arzneimittel enthalten Holunderblüten (z. B. Sinupret). Alternative: Blütendolden ab Juni selbst sammeln und trocknen. Für einen Teeaufguss ca. 2 TL Holunderblüten mit einer Tasse siedendem Wasser zubereiten und nach 5 Minuten abseihen. Mehrmals täglich besonders in der zweiten Tageshälfte ein bis zwei Tassen heißen Tee trinken.
Holunderbeeren: Hierzu entweder Holunderdolden mit reifen Beeren im Dampfbereiter entsaften oder 1 kg reife Beeren mit einer Gabel von den Dolden abstreifen und mit 200 ml Wasser weich dünsten. Anschließend durch ein Tuch abseihen und je nach gewünschtem Süßegrad ein Zehntel (für Saft) bis ein Drittel (für Sirup) Zucker oder Honig hinzugeben und in heiß ausgespülte Flaschen abfüllen. Tipp: Bei einer Zubereitungstemperatur von knapp über 50 Grad Celsius werden die Inhaltsstoffe wirksam, aber schonend aus den Beeren herausgelöst. Bei einer beginnenden Erkältung ein Glas Holundersaft erhitzen, in kleinen Schlucken trinken und danach gut zugedeckt im Bett "ausschwitzen".
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